Schüler surfen sicher

Stegen, den 14. 07. 2012

STEGEN. In einem Workshop werden Schüler des BBZ Stegen zu Mentoren ausgebildet, die sich mit der Sicherheit im Internet beschäftigen.

Bloggen, chatten, twittern – die Kommunikationsformen im Internet sind vielfältig. Ebenso die Gefahren, die sich im weltweiten Netz lauern. In einem Workshop am Bildungs-und Beratungszentrum (BBZ) trainierten hörgeschädigte Schüler einen sicheren Umgang im Netz. Und gaben ihr Wissen an jüngere Schüler weiter.

Für Hörgeschädigte ist die schriftliche Kommunikation in sozialen Netzwerken wie Facebook wichtig, weil ihr Handicap in diesem Moment in den Hintergrund rückt. "Wir sind genauso in Facebook unterwegs wie alle anderen auch. Wir sind nicht wirklich anders", hebt Jonas Hendel hervor. Der 15-Jährige ist online ebenso aktiv wie die gleichaltrige Sophia Eberle, und der 13-jährige Lukas Förster. Sie chatten mit Freunden und Familie, bloggen News und Bilder. Deshalb haben sie sich entschlossen, Mentoren für jüngere Schüler zu werden. Jugendreferent Stefan Pohl leitet den Workshop am BBZ und weiß um die Wichtigkeit des Internets für Hörgeschädigte. "In sozialen Netzwerken gibt es keine sprachlichen Barrieren. Für Schüler des BBZ ist es einfacher über das Internet zu kommunizieren, das Telefonieren tritt zunehmend in den Hintergrund," erläutert Pohl.

Ein eigenständiges Unterrichtsfach zum Medium Internet ist bei Kindern und Jugendlichen des BBZ besonders relevant, da sie unter der Woche im angeschlossenen Internat wohnen und via Internet mit ihren Freunden und Familien, die häufig weit weg wohnen, Kontakt halten.

Das Medienkonzept des BBZ Stegen ist langfristig angelegt und im Lehrplan integriert. Der Inhalt des Workshops soll jedes Jahr gemäß der aktuellen Forschung neu überarbeitet werden. "Dieses Jahr war besonders Facebook Thema. Chaträume oder der Messenger ICQ, eine Kommunikationsform im Internet, sind nicht mehr so interessant, weil Facebook einfach alles bietet", erklärt Pohl, der seit 2010 die jährlich stattfindenden Workshops leitet. Durch das Konzept "Schule online – Sicher im Netz" werden medienspezifische Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen, wie der angemessene Umgang mit dem Internet, gefördert.Das Herzstück des Workshops ist das Schüler-Mentorenprogramm. Die jüngeren Schüler profitieren von der Vorbildfunktion der Älteren: Der Lerneffekt sei höher, wenn ihnen die Gefahren, Möglichkeiten und Chancen im Umgang mit dem neuen Medium von anderen Schülern anstatt von Lehrern vermittelt werden.

Jonas, Sophia und Lukas sind dieses mal die Mentoren für Fünftklässler an der Werkrealschule und am BBZ. Sie haben eine Präsentation erarbeitet und den Kids das sichere Surfen im Netz nähergebracht. Die Mentoren haben so nicht nur ihr eigenes Medienverhalten analysiert, sondern sich auch darin üben können, ihren Standpunkt zu vertreten.

Und den haben die drei, was die virtuelle Welt angeht: Sophia und Jonas legen den Schwerpunkt auf das Thema Viren sowie auf legale und illegale Downloads, während sich Lukas dem Thema Internetsicherheit und der Datenspeicherung in Facebook widmet. Sophia sieht bei den Fünftklässlern durchaus die Notwendigkeit, ihnen das Medium Internet näherzubringen: "Viele Jüngere gehen in Facebook, die müssen auch aufgeklärt werden". Auch Lukas geht es bei dem Projekt um die Vermittlung von Sicherheit: "Im Internet gibt es wenig Kontrollen. Deshalb ist es mir wichtig den anderen das beizubringen", erläutert Lukas.

 

"Ich bin nicht abhängig, aber ich nutze das Internet täglich."
(Jonas Hendel)

Um Netz-Mentoren werden zu können, besuchten die Achtklässlert einen dreistündigen Workshop, in dem Stefan Pohl ihnen alles Wichtige rund ums Internet vermittelte. Die Schüler sahen Kurzfilme und machten Rollenspiele zum Thema. Pohl betont, dass er den Fokus dabei auf Interaktivität legt und ein permanenter Dialog zwischen ihm und den Schülern besteht: "So schlafen sie mir nicht ein", sagt er schmunzelnd. Neben Facebook sprachen sie auch über Datenschutz, Cyber Bulling (Mobbing im Internet) und Privatsphäre. Trotz der Vertrautheit mit dem Medium Internet, blieb den Schülern das ein oder andere mal vor Staunen der Mund offen stehen, erinnert sich Pohl. "Viele haben keine Ahnung, dass die Bildrechte nicht mehr bei ihnen, sondern bei Facebook liegen, wenn sie Fotos hochladen." Pohl selbst hat eine hohe Affinität zum Internet. "Ich habe quasi mein Hobby zum Beruf gemacht."

Das ist bei Jonas zwar noch nicht der Fall, er ist aber dennoch viel im Netz unterwegs. "Ich bin nicht abhängig davon, aber ich nutze es schon täglich", gesteht Jonas. Sophia stimmt ihm zu: "Vor allem am Wochenende nutzen wir das Internet sehr oft. Aber wir achten darauf, auch etwas mit unseren Familien zu unternehmen." Stefan Pohl ist auf jeden Fall von dem Projekt überzeugt und hofft auf Nachahmer an anderen Schulen. Angedacht ist außerdem eine Fortbildung für Erzieher des BBZ zum gleichen Thema. "Damit auch die Schüler im Internat einen Ansprechpartner finden, wenn sie Probleme haben," so Pohl. Der nächste Workshop beginnt im kommenden Schuljahr.

 

Quelle: Badische Zeitung

 

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